Norwegen 2002


Der neunte Tag!



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Fotos 1
Heute wollten wir endlich die Lofoten erreichen, aber da war noch die Fähre in Bodø.

Anfangs lief es sehr gut, Nico fuhr zügig und schon nach etwas mehr als einer Stunde konnten wir unser WoMo auf den Parkplatz vor den Fähranleger stellen. Diesmal gab es dort ein Ticketbüro, wohin ich mich sogleich auf den Weg machte, um uns die nötigen Fahrscheine für die Überfahrt von Bodø nach Moskenes zu besorgen. Zwar rieten alle Informationsquellen, die ich vorher zu Rate gezogen hatte, diese Fähre vorzubuchen, aber zum einen war es schwer, den genauen Ankunftstermin in Bodø vorherzusehen und zum anderen wollte ich uns durch einen neuen gebundenen Termin auch nicht unnötig unter Druck setzen. Und irgendwie hatten wir bisher auch immer Glück gehabt, warum sollte es also jetzt anders sein?

So nahm ich mein bestes Englisch beieinander und versuchte der Wikingerin hinter dem Schalter klarzumachen, daß ich mit meinem WoMo mit der nächsten Fähre nach Moskenes zu fahren wünschte. Freundlich, aber norwegisch bestimmt, machte sie mir klar, daß die nächste Fähre um 17:00 Uhr führe, sie aber nur Tickets für Fußgänger und Fahrräder verkaufe. Tickets für PKWs und WoMos würden zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre - also gegen 15:00 Uhr - auf dem Parkplatz verkauft. Das hieß also warten.

Da es erst kurz nach elf Uhr war, nutzten wir die Zeit für einen Stadtbummel. Jedoch verlor ich schnell die Lust, denn im Gegensatz zu Trondheim fehlen dieser Stadt das Flair und der Charme. Karin ging allein auf Fototour, wir anderen gingen in den Hafen, wo ich an einem Fischkutter günstig frische Krabben erstehen konnte.

Damit war festgelegt, was es zu Mittag geben würde, doch vor den Genuß haben die Götter erst einmal den Schweiß bzw. die Krabbenpanzer gesetzt. Für Nico und Trudi war es das erste Mal, daß sie die Krabben puhlen mußten, bevor sie sie essen konnten. So gab es erst einmal eine Menge Spaß, denn jeder, der schon mal Krabben gepuhlt hat, weiß, daß diese sich manchmal sehr geschickt den Puhlversuchen zu entziehen verstehen. Während also die verschiedensten Körperteile der Krabben durch die Gegend flogen, machte ich mir schon mal einen Kopf, wie die gepuhlten Schätze Bestandteil eines Essens werden könnten. Mir schwebte da eine Reispfanne mit einer Tütensoße und diversen Gemüsen vor. Wir hatten ja auch fast alle Zutaten an Bord, als Soße sollte ein Lachs-Sahne-Gratin herhalten, leider mangelte es an Sahne, weshalb da Wasser herhalten mußte. Geschmacklich war es ja in Ordnung, allerdings ließ die Konsistenz zu wünschen übrig, weshalb Karin eine Mehlschwitze anrühren mußte. Und so entstand eine eigenwillige Kreation, die allgemeinen Zuspruch fand - nur wollte außer mir keiner Nachschlag...

Gegen 15:00 Uhr kamen dann zwei Bedienstete, die Wikingerin und ein Kollege, der Fährgesellschaft und begannen, Fahrscheine zu verkaufen. Wir standen in der zweiten Reihe und so dauerte es noch einige Zeit, bis wir unser Ticket hätten erwerben können. Aber statt uns ein Ticket zu verkaufen, wurden wir darauf hingewiesen,daß die Fähre inzwischen ausgebucht sei. Es führe noch eine um 18:00 Uhr, aber auch da könne sie mir keine Garantie für die Überfahrt geben. Die übernächste Fähre führe dann um 24:00 Uhr. Wir sollten in unserer Reihe stehen bleiben, falls wir noch mitwollten. Das taten wir auch, denn eine Stunde mehr oder weniger erschien uns nicht so tragisch, 18:00 Uhr erschien uns vertretbar. Der allgemeinen Müdigkeit wurde durch Schlafen begegnet und mich beschlich das düstere Gefühl, daß wir erst mit der Mitternachtsfähre würden übersetzen können.

Ich machte Pläne für den Fall, daß es auch mit der nächsten Fähre nicht klappen würde und wollte im Hafenbecken angeln, denn bis Mitternacht hätte da noch gut der eine oder andere Fisch gefangen werden können, in Häfen habe ich schon des öfteren Glück gehabt. Plötzlich aber klopfte es an der Seitenscheibe. Ein Mann in blauem Overall sprach in heftigstem Norwegisch auf mich ein, leider tendieren meine Kenntnisse in dieser Sprache (noch) gegen Null. Ich bat ihn, es auf Englisch zu wiederholen, was er auch tat. Ich sollte die Namen aller Mitfahrer auf seiner Liste notieren (!) und umgehend den Fahrpreis entrichten. So kam es, daß wir als letztes Fahrzeug doch noch auf die Fähre kamen. Kaum daß wir auf das Parkdeck fuhren, wurde die Klappe geschlossen und die Fähre legte ab.

Drinnen gab es nur einen großen Salon, vier Räume mit Toiletten und einen Kiosk, an dem sehr gut aussehende Lachsbrötchen, Kaffee und Kuchen verkauft wurden. Schnell bildeten sich lange Schlangen dort, was uns veranlaßte, erst einmal einen Sitzplatz aufzusuchen. Auffallend war, daß auf dieser Fähre an jeder Ecke Tüten für den Fall der Fälle aushingen. Kaum daß die Fähre den Hafen verlassen hatte, wußte ich auch, warum. Auch warum alle Namen notiert werden sollten, erschloß sich mir nun. Das Schiff schlingerte derart stark, daß eine rege Nachfrage nach diesen Tüten einsetzte. Schnell waren sämtliche Toiletten belegt, die Reling blieb aber unbenutzt, dieses Klischee wurde nicht erfüllt.

Die Überfahrt dauerte immerhin drei Stunden und je weiter die Fähre hinausfuhr, desto mehr schlingerte sie. Nun bekamen wir auch Probleme in unserem kleinen Grüppchen, weil Nico ebenfalls unter Seekrankheit litt. Mir selbst ging es hervorragend. Ich nutzte den Umstand, daß der Kiosk jetzt völlig leer war und kaufte mir zwei Lachsbrötchen, die ich nun genüßlich verspeiste, was einen jungen Mann, der gerade von der Toilette kam, dazu veranlaßte, diese sofort wieder aufzusuchen. Danach zog ich mit meiner Kamera nach oben, in der Hoffnung, ein paar schöne Motive zu finden. Leider war es sehr diesig, und so waren die Inseln, die sich wie Perlen auf einer Schnur aus dem Wasser erheben, nur schemenhaft auszumachen, was ich sehr bedauerte.

Die Fähre legte gegen 20:00 Uhr an, und wir beschlossen, möglichst schnell einen Campingplatz zu finden. Die Wahl fiel schnell auf das kleine Fischerdörfchen Å, das ganz im Süden der Lofoten liegt. Allerdings war der Parkplatz fast voll, man bot uns aber an, daß wir, wenn wir irgendwo einen Stellplatz finden würden, bleiben dürften. Der Campingplatz lag auf mehreren Ebenen, die durch etwa 50 Meter lange, aber sehr steile Schotterwege verbunden waren. Da es unten sehr voll aussah, nahm ich also Anlauf, und versuchte die zweite Ebene zu erreichen. Allerdings schaffte unser WoMo diese Steigung nicht ganz, etwa nach dreiviertel der Strecke blieben wir stehen und die Antriebsräder begannen, sich in den Schotter einzugraben. Es half alles nichts, wir mußten wohl oder übel rückwärts wieder runter. Das ging aber aufgrund der schon beschriebenen Schwierigkeiten nur sehr kompliziert und mit Hilfe eines Einweisers, den dieses Mal Karin machte.

Es ging auch recht leidlich, bis auf die letzten Meter, wo wir die Ideallinie des Weges verpaßten und leicht seitlich gerieten, worauf unser WoMo eine bedrohliche Schräglage einnahm. Aber da mußten wir durch, denn vorwärts ging es auch nicht mehr, unser WoMo war für solche Manöver zu schwach motorisiert. Also Gegenlenken, auch mit dem Vorderrad vom Weg herunter - die Neigung nahm dabei bedenklich zu - und dann millimeterweise rückwärts rollend erreichten wir doch den ebenen Boden. Mir fiel ein ganzes Gebirge vom Herzen. Danach drängelten wir uns zwischen zwei niederländische Wohnmobile, die freundlicherweise etwas Platz machten, und wollten an der Rezeption bezahlen. Drinnen sagte uns jedoch ein Mann, den wir dem Campingplatz zuordneten, daß wir uns auch hinter das Sanitärgebäude stellen dürften, wenn wir es schafften, dort einzuparken. Das war allerdings nur rückwärts möglich. Aber mein Ehrgeiz war angestachelt.

Nico und Karin machten beide Einweiser und ich manövrierte das WoMo rückwärts zwischen dem Sanitärhäuschen und dem Weg, auf dem ich eben noch gescheitert war, hindurch und parkte das Fahrzeug auf einer Stelle, die nur unwesentlich größere Ausmaße wie unser Wohnmobil hatte. Allerdings hatten wir hiermit auch den schönsten Stellplatz der gesamten Reise gefunden. Links erhob sich der steile Verbindungsweg zur zweiten Ebene des Campingplatzes, rechts war das Meer, das an die Felsen spülte, auf denen unser Stellplatz lag und nach hinten, allerdings etwas weiter weg, jedoch auch über die Felsen erreichbar, ebenfalls das Meer. Einziger Wermutstropfen eben das Gebäude jetzt direkt vor uns. Aber das hatte ja auch Vorteile wegen der kurzen Wege...

Ich startete einen Angelversuch, wegen der vielen Felsen und der reißenden Strömung jedoch "nur" mit einem Blinker. Allerdings behinderte der Wind diese Versuche sehr stark. Ich bekam den Blinker selten genügend weit ausgeworfen, wenn es doch mal klappte, bekam ich ihn wegen des felsigen Untergrunds meist nur sehr schwer wieder. Enttäuscht brach ich auch diesen Angelversuch nach etwa einer Stunde wieder ab.

Der Kilometerzähler zeigt beinahe lächerliche 164 Kilometer. Das Handy wurde offiziell und endgültig für kaputt erklärt und Nico bemängelte Krümel in seiner Koje, die ich von meiner Seite zu ihm herübergeworfen haben soll. Ich bin mir aber keiner Schuld bewußt...




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© 28. Juli 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de