Norwegen 2002


Der zweite Tag!



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Fotos 1
Der zweite Tag begann nach dem Aufstehen um 08:00 Uhr mit den ersten Gewöhnungsversuchen an die Enge im Wohnmobil. Die Naßzelle war mehr als klein, so daß gerade ich mit meiner etwas fülligeren Figur leichte Probleme hatte. Aber auch sonst war es recht eng. Das Drama begann schon am Vorabend mit der Aufteilung der Kojen. Sicher war, daß im Alkoven zwei Leute schlafen konnten. Bei der Montage des Mittelbettes, das aus der Sitzgruppe entstehen sollte, stellten wir fest, daß, egal wie man die vorhandenen Sitzkissen auch anordnete, niemals zwei Leute dort schlafen könnten - höchstens übereinander, aber das war nicht wirklich gewollt. Glücklicherweise entpuppte sich die Schrankreihe hinten als getarntes Klappbett, wo wir wegen der nicht sehr stabil anmutenden Konstruktion unser leichtestes Mitglied einquartierten, nämlich Karin. Meine Mutter bekam das Mittelbett, Nico und ich nahmen den Alkoven, er hinten, ich vorne. Beim Beziehen der Betten entdeckten wir jedoch zwei weitere Kissen für das Mittelbett. Und damit hätten auf demselben locker zwei Leute liegen können. Aber nun war es aufgeteilt, Karin lag im "Notbett", und wir hatten den engen Platz zwischen ihrem Bett und der Eingangstür zur Naßzelle nochmals verringert, was das Erlebnis vier Mann auf engstem Raum noch potenzierte.

Eine Stunde später war das Drama halbwegs vorbei, die Tücken des Gasherds waren ergründet, und der Duft nach Kaffee und Tee durchzog unser kleines Domizil. Das Frühstück war relativ schnell eingenommen. Damit wurde ein Ritual begründet, das jetzt jeden Morgen in dieser Weise stattfinden sollte.

Auf der E 39 ging es nun in Richtung Westen, der südlichste Zipfel Norwegens erwartete uns. In der ersten größeren Ortschaft machten wir einen kleinen Zwischenstop, denn außer den 50 Euro, die wir auf der Fähre in norwegische Kronen getauscht hatten, hatte keiner von uns richtig viel Geld dabei. So bestand ein dringendes Bedürfnis, eine Bank zu finden, die automatenmäßig bereit war, diesem Umstand ein Ende zu bereiten. Und da bot sich eine größere Ortschaft ja geradezu an. Mandal entpuppte sich dann als schönes Städtchen mit schönem Hafen, was zu ersten Fotoattacken reizte. Auch unser Geldbedürfnis konnte gestillt werden, und so ging es nach einem anderthalbstündigen Aufenthalt weiter nach Kap Lindesnes.

Kurz darauf waren rechts neben der Straße die ersten Stromschnellen zu sehen. Mutter hatte die Idee, daß man ja die Füße ins kalte Wasser halten könnte. Schnell war eine passende Stelle fürs WoMo gefunden. Ich hatte die Spiegelreflexkamera meines Schwagers geliehen, und wollte das ultimative Foto von diesem Gewässer schießen. Mir schwebte so vor, knapp über der Wasseroberfläche, die Stromschnellen von oben kommend, zu fotgrafieren. Deshalb trennte ich mich auch von den anderen, die zurück in Richtung Straße gingen, ich ging direkt längs des Wasserlaufs, weil dort das Ufer nicht ganz so steil war. Die anderen machten ihre Fotos dort, ich versuchte es hier. Schnell war eine schöne Stelle gefunden, der Abstieg erschien möglich, und ich näherte mich dem rauschenden Wasser. Steine im Wasser, nur bedingt trocken, halfen bei der Einnahme einer eigentümlichen Position, die erwünschtes Foto möglich machen sollte. Trotzdem war es in der Theorie einfacher als in der Praxis. Der erwünschte Effekt kam noch nicht zustande. Also noch etwas tiefer - noch immer nicht. Also noch tiefer - und keine Augen mehr für das Motiv, denn nun hatte mein Handy die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und sich mit einem Kopfsprung aus der Brusttasche meines Hemdes in das Wasser gestürzt. Und wie das dann immer so ist, es nahm auch gleich die tiefste Stelle, so daß man nicht ohne weiteres hinterher konnte. Also vorsichtig wieder zurück, denn ich wollte schließlich nicht, daß die Kamera ähnliche Ideen entwickelte. Dann habe ich auch gleich noch Hose, Schuhe und Strümpfe ausgezogen, um nur mit der Unterhose bekleidet die Rettungsaktion Handy zu starten. Jetzt machte sich aber bemerkbar, daß man barfuß keine Profilsohlen hat, der Abstieg sah nun schon wesentlich uneleganter aus, weil er durch die eine oder andere Rutschpartie unterbrochen wurde. Das Wasser war empfindlich kalt, und es erschien umso kälter, je tiefer ich hineinging. Inzwischen hatte die Strömung das Handy schon weiter getragen, so daß ich einen Spaziergang, wenn auch einen kurzen, im Wasser veranstalten mußte, um es wiederzubekommen. Endlich hatte ich es in der Hand und begann den nicht minder schwierigen Aufstieg zurück zu meinen Sachen. Schnell wieder angekleidet und wenigstens noch ein Foto von weiter oben auf die Stromschnellen und dann mißmutig zurück zum WoMo. Die Laune litt freilich ein wenig darunter, aber ich nahm mir vor, sie mir nicht endgültig verderben zu lassen. Nico und Karin beschwichtigten mich und erzählten von eigenen "Wassertelefonen", die nach dem kompletten Trocknen des Handys wieder funktionstüchtig wurden. Ergo zerlegte ich das Handy in seine Baugruppen und begann einen Trocknungsprozeß.

Nach unserer ersten Serpentinentour lag das Kap endlich vor uns. Oben thronend der Leuchtturm, den man auch besteigen kann und von wo man eine wahnsinnige Aussicht auf die Schären und die heranbrandende See hat, links ein Wahrzeichen in Form eines geschmiedeten Vogels, der auf das Wasser zuzufliegen scheint, rechts neben dem Leuchtturm die Standorte von Geschützen, die ehemals der Küstenverteidigung gedient hatten, und ganz vorne, gleich neben dem Parkplatz die Hütte, in der man seinen Eintritt abdrücken mußte. Immerhin 30 NOK waren für das Vergnügen, auf dem Gelände herumklettern zu dürfen, fällig, und das auch noch pro Person. Aber die Aussicht entschädigte für vieles, das gute Wetter tat ein übriges. Anschließend gab es Mittagessen auf dem Parkplatz vor dem Kap, der Umgang mit dem Gasherd sah schon professioneller aus. Danach ging es an der Küstenstraße entlang über Flekkefjord, Vikesa und Oltedal über die erste Fähre nach Oanes, von wo aus wir uns in Richtung Jörpeland hielten.

Kurz vor Jörpeland, am Idselfjord, fanden wir einen Stellplatz unterhalb der E 13, direkt am Fjord, was ich für den ersten Angelversuch nutzen wollte. Leider hatten sich die mitgebrachten Würmer durch ein Versehen im Umgang mit der elektrischen Kühlbox, die in Wirklichkeit eine Thermobox war, in einen unangenehm riechenden Matsch verkocht. Sie waren als Köder nicht mehr geeignet. Also wurde kurzerhand ein Blinker montiert, das Interesse der Fische in jenem Fjord tendierte jedoch gegen Null. Nach zwei Stunden habe ich dann frustriert aufgegeben, mich meinem Einlaufbier gewidmet und dann kam unser Ritual des Zubettgehens, das wegen der Enge immer wieder ein echtes Erlebnis war.

Der Kilometerzähler zeigte 294 Kilometer, und wir hatten die geplante Strecke locker geschafft. Es sah alles noch sehr vielversprechend aus...




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© 28. Juli 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de