Norwegen 2002


Der zehnte Tag!



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Fotos 1
Dieser Tag war wieder voll mit Sehenswürdigkeiten. Das große Ziel, die Walsafari, rückte in greifbare Nähe. Erst jedoch sollten einige der unzähligen Lofoten-Highlights besichtigt werden. Wir hatten im großen Brainstorming viele Vorschläge gesammelt und legten nun eine Strecke fest.

Die Straße war wie gewohnt eng und kurvig, an schnelles Vorankommen war nicht zu denken. Trotzdem hatten wir schon bald das erste Ziel, die Kirche von Flakstad, erreicht. Diese kleine und unscheinbare Kirche, die in dem für Norwegen typischen Rot gehalten, einsam ein ganzes Stück entfernt des Ortes Flakstad liegt, ist nämlich komplett aus Treibholz errichtet. Das Wetter spielte mit, und durch die Farbkombination des grünen Rasens, der roten Kirche und des blauen Himmels entstand das eine oder andere schöne Foto.

Das zweite Ziel war schon kurze Zeit später erreicht. Nusfjord, ein für die Lofoten typisches Fischerdorf. Und das erste, was einem nach der besonders engen Zufahrtsstraße in die Augen springt, sind die riesigen Gestelle, die fast überall stehen. Allerdings waren keine Fische mehr zum Trocknen aufgehängt. Beim Aussteigen stieg allen aber gleich ein penetranter Fischgeruch, der über dem Dorf hing, in die Nase. Wie wir später erfuhren, ist dieser Geruch das ganze Jahr präsent. Dann fanden wir doch noch Gestelle, an denen zwar keine ganzen Fische hingen, aber noch Fischköpfe. Diese gelten auf den Lofoten als Delikatesse. Schnell war das Dorf durchlaufen, und die wichtigsten und schönsten Gebäude, die Rorbuer, auf Stelzen stehende Fischerhütten, die nur im Winter ihrer Zweckbestimmung zugeführt werden und im Sommer Touristen beherbergen, fotografiert.

Natürlich wollten wir dann noch ein Foto von oben auf das Dorf machen, und so kletterten Nico und ich an einer nahen Felswand in die Höhe. Es war relativ einfach, da überall Pflanzen zum Anfassen und Absätze zum Auftreten vorhanden waren. Schnell hatten wir deshalb auch eine ebene Stelle erreicht, von wo wir aus etwa dreißig Metern Höhe auf das Dorf herunterblicken konnten. Diese Aussicht lohnte den kurzen, aber steilen Aufstieg. Schnell waren auch die begehrten Fotos gemacht, aber dann machte sich tatsächlich die Erkenntnis breit, daß es hoch wirklich einfach war...

Auf dem Weg, den wir hochgekommen waren, war an einen Abstieg nicht zu denken. Hoch konnte man sich ja, an verschiedenen Pflanzen festhaltend, nach oben ziehen. Herunter war das freilich nicht möglich. Es mußte ein anderer Weg gefunden werden. Also zogen wir auf dem Kamm dieses Felsens entlang, in der Hoffnung, irgendwo eine Stelle zu finden, wo wir wieder heruntersteigen konnten.

Die "Mädels" hatten inzwischen den Souvenirladen des Dorfes entdeckt und kurbelten die Wirtschaft dort entsprechend an. Sie kauften diverse regionale kulinarische Spezialitäten, Schnapsgläser und ein Brot für das Abendessen. Postkarten mußten natürlich auch noch gekauft werden und diverse Zeugnisse handwerklicher Kunst wurden wenigstens begutachtet. Auch sie machten kräftig Fotos von diesem zwar schönen, aber für deutsche Verhältnisse sehr kleinen Ort.

Nico und ich kletterten derweil noch immer in den Bergen herum, die Lage hatte sich noch nicht entscheidend verbessert. Zwar sind wir an ein Generatorhäuschen gelangt und die Logik sagte uns, irgendwie müssen die Erbauer ja die Bausubstanzen dafür hierhergeschleppt haben, aber des Rätsels Lösung konnten wir auch jetzt nicht ergründen. Nico entdeckte auf etwa halber Höhe unter uns eine in die Felswand eingelassene Eisenleiter. Allerdings war das Stück darüber nicht sehr vertrauenerweckend. In meinen Augen war dieser Teil absolut nicht zum beklettern gedacht, sondern schlicht und einfach Steilwand. Außerdem fürchtete ich um die gute Kamera, die ja nur eine Leihgabe meines Schwagers war. Ich lehnte einen Abstieg für mich kategorisch ab, und Nico wollte es dann auch nicht versuchen. Wir zogen weiter und kamen dann an ein Fischgestell. Wieder grübelten wir, wie all das Holz hierhergebracht wurde und diesmal hatten wir Glück. Ein kleiner ausgetretener Pfad schlängelte sich an den Felsen entlang, und führte uns etwas außerhalb des Ortes auf eine breite Schotterstraße, auf der wir nach kurzem Fußmarsch Nusfjord wieder erreichten.

Dann ging es weiter. Das nächste Ziel sollte Kabelvåg sein. Dort wollten wir das Lofotenmuseum und das Aquarium besichtigen. Auf dem Weg dahin gab es einen kleinen Zwischenfall, als uns ein entgegenkommendes Wohnmobil touchierte. Es gab einen ganz fürchterlichen Knall und der linke Außenspiegel klappte sich, wie von allein, an die Seitenscheibe. Erstaunlich, daß trotz der Wucht, mit der es passierte, eben nichts passierte. Noch erstaunlicher aber war, daß wir uns auf einer großzügig zweispurig ausgebauten Straße befanden, als es geschah. Die Straße war so gut ausgebaut, daß Reisebusse bequem aneinander vorbeikamen.

In Kabelvåg waren das Lofotenmuseum, das Aquarium und eine Galerie örtlich eng beieinander und man konnte eine Eintrittskarte für alle drei Gebäude kaufen. Wir begannen mit dem Museum und stellten erst einmal fest, daß es mehr als ein Gebäude war. Ein Hauptgebäude, in dem früher wohl der örtliche Adlige residierte, enthielt die meisten Ausstellungsstücke, ein Bootshaus die für mich interessantesten, nämlich die Boote, mit denen die Fischer früher zum Fischfang herausfuhren. Wenn man die Küste der Lofoten betrachtet, sich die Wellen ins Gedächtnis rief, die direkt am Meer auf die Felsen prallten, sich jetzt noch eine größere Windstärke hinzudachte und dann die relativ kleinen Boote sah, dann bekam man unweigerlich Respekt vor diesen Männern. Beeindruckt hat mich aber auch die Ausstellung über die Gebrauchsgegenstände der Fischer. Ein Raum war dabei allein den Angelhaken vorbehalten. Und so kann man dort auch den größten und den kleinsten Angelhaken der Welt sehen. Während bei dem großen Haken noch klar war, was man damit zu fangen hoffte (große Haie), konnte uns beim besten Willen nichts einfallen, was an dem kleinsten anbeißen sollte.

Das Museum zeigte die Flora, vor allem aber die Fauna des Meeres rund umd die Lofoten. So waren dort riesige Krabben und Garnelen zu sehen, aber auch Seewölfe und Lachse. Draußen gab es dann noch Fischotter und Robben. Da es nun anfing zu regnen, sprangen wir noch eben in die Galerie. Die Bilder des Malers Espolin waren für mich bedrückend, da die meisten sehr dunkel gehalten waren. Ein wenig Hoffnung sollten wohl die jeweiligen kleinen Lichtquellen geben, die irgendwo auf jedem Bild zu finden waren, aber bei mir funktionierte diese Vermittlung der Botschaft nicht. Trotzdem fand ich die Bilder sehenswert.

Das Mittagessen nahmen wir diesmal in der Kantine eines Kaufhauses ein. Dann machten wir unseren obligatorischen Fahrerwechsel und Nico fuhr in Richtung der Vesterålen. Wir wollten noch den Ort für die Walsafaris erreichen oder wenigstens in die Nähe gelangen. Zur Auswahl standen zwei Orte, von denen aus die entsprechenden Safaris starten. Zum einen Stø, dort ist die Fahrt länger - sie umfaßt neben den Walen auch Abstecher zu Vogelfelsen und Robbenbänken - und das Boot ist kleiner, was eine familiärere Atmosphäre bedeutet hätte. Der andere Ort war das von unserem Standort weiter entfernte Andenes auf der Insel Andøya. Dieser Ort punktete durch seinen guten Ruf und dem Umstand, daß dort Pillen gegen Seekrankheit verabreicht und Wale garantiert werden. Deshalb entschieden wir uns für diesen Ort. Nico hatte das zweifelhafte Vergnügen, unser WoMo durch die immer trostloser erscheinende Landschaft der Ostküste der Vesterålen zu fahren. Der düstere Eindruck wurde durch den grauen, jetzt dauernd regnenden Himmel verstärkt. Die Strecke zog sich, obwohl die Straßen dort sehr gut ausgebaut waren und kaum noch Kurven aufwiesen. Einzige Highlights waren die enormen Brücken und Tunnel, mit denen die Inseln, sowohl auf den Lofoten, als auch auf den Vesterålen verbunden waren.

Die Nacht verbrachten wir auf einem Parkplatz vor einem Gebäude, dessen Zweck wir nicht deuten konnten. Wir vermuteten einen Jugendclub oder eine Diskothek. Jedenfalls lag auf der anderen Straßenseite das Meer, die Idee, dort zu angeln, mußte ich jedoch wieder schnell aufgeben, da es dort absolut zu flach war. So begannen wir gleich nach dem Abendessen mit unserem Abendritual, in dessen Verlauf Trudi einen Bären sah. Groß, schwarz, aber behäbig soll er hinter dem fraglichen Gebäude verschwunden sein. Wir machten uns sofort auf, um den Bären ebenfalls zu sehen. Allerdings war weit und breit nichts zu sehen, nicht einmal Tatzenspuren. Ein wenig enttäuscht gingen wir zum WoMo zurück. Trudi hat in dieser Nacht ihre Koje andersherum aufgebaut, um einen besseren Blick auf die Stelle zu haben, an der der Bär verschwunden ist. Jedoch blieb es bei dieser einen "Begegnung", der Bär tauchte nicht wieder auf.

Immerhin 311 Kilometer hatten wir trotz der zeitraubenden Besichtigungen geschafft. Ich befreite meine Koje von sämtlichen Krümeln, da Nico weiterhin darauf beharrte, daß sie von mir stammen würden, weil sie schwarz wie meine Bettwäsche waren. Ich glaube aber noch immer, daß sie eher von ihm stammten, wenn er das Bett bestieg, oder von außen, also von den Sachen, die wir tagsüber im Alkoven transportierten, stammen müßten. Nico meldet Zweifel an...




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© 28. Juli 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de