Norwegen 2002


Der elfte Tag!



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Fotos 1
Endlich! Heute sollte es zum Höhepunkt kommen, die Walsafari stand auf dem Programm. Das Morgenritual war schnell beendet, denn um 10.00 Uhr sollte das Schiff ablegen. Nico fuhr die kurze Strecke bis Andenes, und wir fanden mitten im Ort einen großen Parkplatz, etwa 100 Meter vom Museum entfernt, wo die Walsafaris starten sollten.

Schnell war ich am Infothresen, um die Karten für das Museum und die Fahrt zu buchen. Aber wie beinahe befürchtet, das Schiff war bereits ausgebucht. Jedoch sollten an diesem Tage zwei weitere Schiffe eingesetzt werden, eines um 14.00 Uhr und eines um 17.00 Uhr. Für das 14.00 Uhr Schiff hätten wir auf die Warteliste gekonnt, aber für das 17:00 Uhr Schiff könnten wir fest vorgemerkt werden, wenn wir dies wünschten. Wir wünschten...

Allerdings stellte sich nun die Frage, wie die Zeit bis dahin rumgebracht werden sollte. Es war ja erst halb zehn. Andenes ist nicht mehr als ein Dorf mit wenigen Häusern, einem relativ großen Hafen, einem Leuchturm und zwei Museen. Zum einen gibt es dort ein Polarmuseum, wo in einem kleinen Gebäude ziemlich gut dargestellt wird, wie die Leute in den polaren Gegenden lebten, womit sie ihren Lebensunterhalt verdienten, wie sie sich ernährten und wie sie sich der Eisbären erwehrten. Zum anderen gibt es noch eine Ausstellung, die sich der Natur, der Kultur und der Polarlichter angenommen hat. Wir entschieden uns für den Leuchtturm, den wir aber nicht bestiegen und das Polarmuseum. Anschließend gab es Mittagessen und dann noch einen Mittagsschlaf, der richtig erholsam war.

Um 16.30 Uhr fanden wir uns im Walcenter ein, stöberten kurz im angegliederten Shop, kauften das eine oder andere Souvenir und tranken noch einen Kaffee oder ein Bier, bevor es losging. Nico hatte sich diesmal ausgeklinkt, er meinte, daß sein Bedarf an Schiffen nach der Überfahrt Bodø/Moskenes für die nächsten Jahre gedeckt sei. Er wollte die Tour nicht mitmachen. Um 17.00 Uhr begrüßte uns unser Führer. Er war Student aus Hannover und hatte die Möglichkeit, für einige Zeit in Norwegen zu studieren. Mit den Führungen für das Walcenter besserte er sein Taschengeld auf. Neben uns waren noch ein Reisebus aus Spanien mit dabei, eine Gruppe aus der Schweiz, zwei weitere Familien aus Deutschland, eine schwedische Kleingruppe und einige Norweger. So wurden die Führungen durch drei Führer in Englisch, Spanisch und Deutsch durchgeführt.

Zuerst gab es die Pille gegen Seekrankheit, dann sahen wir ein Pottwalskelett. Es ist schon beeindruckend, wenn man vor so einem gigantischen Knochengerüst steht. Man kann sich nicht wirklich vorstellen, wie groß die Tiere tatsächlich sind. Dann folgte ein Rundgang durch ein liebevoll gestaltetes Museum, wo Wissenswertes über die Pottwale, ihr Verhalten, ihr Liebesleben, ihre Nahrung etc. vermittelt wurde. Anschließend gab es eine Diashow mit sehr schönen Bildern, die alle vor Andenes aufgenommen worden waren. Es folgte ein kurze Pause, und wir wurden aufgefordert, uns sehr warm anzuziehen, denn immerhin war es bereits Abend (auch wenn es nicht dunkel wurde), und es ging ja weit ins Polarmeer hinein. Diesen Rat befolgten wir, zumal es ja auch den ganzen Tag leicht, aber beständig regnete.

Das Boot war ein umgebauter Walfänger. Kurz nachdem wir alle an Bord waren, legte er auch schon ab. Die Fahrt zum Festlandsockel dauerte ungefähr eine Stunde und es schaukelte nicht schlecht, wenn auch nicht so schlimm, wie es die Fähre von Bodø tat. Im Zielgebiet angekommen, wurden die Unterwassermikrofone eingeschaltet und die Aussichtsplattform besetzt. Dort durfte ich allerdings nicht hinauf, deshalb positionierte ich mich frühzeitig im Bug des Schiffes. Es gegann ein Suchen mit Feldstechern und Kameraobjektiven, jeder hoffte, als erster den Blaß eines Wals zu entdecken. Ich mußte ständig an das Goldstück denken, das Käptn Ahab demjenigen versprach, der als erster Moby Dick sehen würde. Zwar würde ich kein Goldstück bekommen, aber ehrgeizig ist man ja doch...

Trotzdem dauerte es fast eine dreiviertel Stunde, bis ich den ersten Blaß wahrnahm. Jetzt war meine große Chance gekommen, seit Tagen hatte ich mir ausgemalt, wie es wäre, wenn ich mit dem Ruf der alten Walfänger: "Wal! Da bläßt er!" den ersten Wal entdecken würde. Und nun war es soweit. Aber gerade, als ich tief Luft holte, um zu rufen, bemerkte ich, daß der Kapitän den Motor wieder anwarf und Kurs auf den Blaß nahm. Dort oben hatte man ihn die berühmt-berüchtigte Sekunde vorher bereits bemerkt. Hatte sich was mit Held des Tages...

Das, was jetzt folgte, ist mit Worten gar nicht zu beschreiben. Das Boot kommt etwa bis auf fünfundzwanzig Meter an die Tiere heran. Sie liegen dort und atmen in aller Ruhe, bis sie ihr Blut mit genügend Sauerstoff angereichert haben, daß sie wieder in die Tiefe tauchen können. Und obwohl man nur einen verschwindend kleinen Teil des Tieres sehen kann, ahnt man doch die immense Größe. Wir waren noch gar nicht sehr dicht herangekommen, da tauchte der erste Wal auch schon wieder ab.

Insgesamt konnten wir das Schauspiel der senkrecht aus dem Wasser aufragenden und dann in die Tiefe verschwindenden Fluke viermal beobachten. Leider hatte es auch dort draußen die ganze Zeit leicht geregnet. So sind meine Bilder nicht ganz so schön geworden, wie ich mir das erhofft hatte. Deshalb weiche ich hier mal auf die Früchte anderer aus und verweise auf Silvio Schütz, der das Glück hatte, vier Wochen auf einer Walstation mitarbeiten zu können. Er hat eine wunderschöne Diashow zusammengestellt.

Gegen 23:00 Uhr waren wir, gestärkt durch eine wunderbare heiße Gemüsesuppe, die an Bord verteilt wurde, wieder in Andenes. Nico hatte inzwischen das obligatorische Frisch- und Abwasserproblem gelöst. Wir fuhren zurück und wollten das WoMo auf einen Parkplatz direkt am Wasser stellen, aber dort standen bereits zwei andere Camper, so fuhren wir weiter und verbrachten die Nacht an der gleichen Stelle, wie tags zuvor - allerdings ohne Bär.

Schlappe 33 Kilometer, aber ein langgehgter Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Abends wurden dann noch Krümel gesucht, obwohl da kaum welche waren, und dann ging es verhältnismäßig früh und schnell in die Kojen.




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© 28. Juli 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de