Norwegen 2002


Der vierte Tag!



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Fotos 1
Der vierte Tag war für Sehenswürdigkeiten geplant, die man sich nur anschaut, wo man also nicht viel Angst davor haben muß, übermäßig in Schweiß zu geraten. So sollte es an diesem Samstag der Låtefossen sein, den wir zu Gesicht bekommen wollten, und gleichzeitig sollte Strecke gutgemacht werden, um schnell nach Norden zu verlegen, denn das eigentliche Ziel waren ja die Lofoten. Und bis dahin war es noch ein gutes Stückchen Weg.

Um 08:00 Uhr begann das langsame Aufstehen, das dieses Mal nicht so sehr an der Enge litt, wie an den Tagen davor, da wir uns ja auf einem Campingplatz befanden. Das ermöglichte Waschen und Duschen in ausreichend dimensionierten Räumen. Der größte Vorteil jedoch war der, daß wir auch alle gleichzeitig davon Gebrauch machen konnten. Toiletten waren in ausreichender Menge ebenfalls vorhanden, und das ermöglichte uns, unsere Toilette an Bord zu schonen. Bisher wurde sie sowieso nur einmal von Karin genutzt.

Wie schnell man solchen Luxus vermißt, ist schon erstaunlich. Jedenfalls wurde reichlich Gebrauch davon gemacht, hier mit Platz und Wasser in unbegrenzter Fülle umgehen zu können. Unser Bordvorrat an Frischwasser war jetzt fast aufgebraucht, aber Rationierungen brauchten an diesem Morgen nicht stattfinden. Es war fast wie Weihnachten.

Nach dem Frühstück haben wir auch die Gelegenheit genutzt, unseren Frischwasservorrat aufzufüllen. Jetzt mußten wir nur noch eine Möglichkeit finden, unser Abwasser loszuwerden; und unsere Toilette war ja auch nicht mehr jungfräulich... Um kurz vor 10:00 Uhr starteten wir in Richtung Norden. Kurz hinter Wathne fanden wir eine Tankstelle, die WoMos die Möglichkeit bot, Abwasser abzugeben, Frischwasser zu übernehmen und auch Toiletten zu entleeren. Die "Vorrichtung" war ein durch Metallplatten verstecktes Loch im Boden. Hier konnte man mit dem WoMo heranrangieren, dann sollte man den entsprechenden Hebel am WoMo umlegen, und das Abwasser sollte es verlassen und in dem Loch verschwinden. Soweit die Theorie...

Als erstes stellte sich heraus, daß die Sicht nach hinten in unserem WoMo mehr als beschränkt war. Zwar konnte man in den Außenspiegeln die Enden des Fahrzeugs sehen, durch das Fenster, daß nicht in der Mitte der Rückwand war, war im Innenspiegel jedoch beinahe gar nichts zu sehen. Die Beschaffenheit der Straße war also weder im Innen- noch im Außenspiegel zu sehen. Somit auch nicht jenes Loch, daß der Aufnahme unseres Abwassers dienen sollte. Deshalb winkte mich Nico so an das Loch heran, daß unser Ablaßrohr genau über das Loch ragte. Er öffnete den Hebel und eine milchig-weiße Flüssigkeit (wahrscheinlich sehr viel Zahnpasta) schoß mit Schwung - weit über das Loch hinaus. Also unser Rohr wieder verschlossen und eine neue Plazierung des WoMos. Diesmal klappte es ganz leidlich, wir standen zwar immer noch zu dicht an dem Loch, aber wenn man den Hebel nicht ganz aufdrehte...

Entsprechend lange dauerte der Vorgang. Karin hatte sich inzwischen mit der Technik der Toilette beschäftigt. Das erwies sich als ungleich einfacher, denn die ließ sich von außen einfach herausziehen, umkippen und dann ausspülen. Nicht schwer, aber trotzdem unangenehm, weil mit Geruch verbunden. Danach wurde einstimmig beschlossen, die Toilette nicht mehr zu benutzen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließe. Wir kauften unser erstes norwegisches Brot und setzten die Fahrt auf relativ unspektakulären, weil sehr gut ausgebauten Straßen fort.

Gegen 15:00 Uhr war es dann so weit. Schon einige hundert Meter bevor man irgendetwas sehen konnte, war ein andauerndes Geräusch zu hören. Es war eine Mischung aus Rauschen, Brummen und Donnern. Da ich dort schon einmal entlanggekommen bin, wußte ich ja, was mich erwartete. Für die anderen war es jedoch neu. Als dann auch noch die Straße naß wurde, hatten wir den Höhepunkt des Tages erreicht. Låtefossen! Einer der gewaltigsten Wasserfälle, die Norwegen zu bieten hat. Nicht nur sehr breit, sondern auch sehr kräftig, donnert das Wasser auf der rechten Straßenseite eine steile Felswand herunter, unterquert eine Brücke, auf der unsere Straße verlief, und ergoß sich relativ friedlich in einen auf der linken Straßenseite fließenden Fluß. Und das beste am Latefossen ist, daß es sich bei ihm um einen Zwillingswasserfall handelt, das heißt, es ist nicht nur ein gewaltiger Fall, es sind derer zwei. Entsprechend groß waren auch die Wasserschwaden, die von dem Wasserfall aufgewirbelt wurden und nebelgleich über die Straße zogen. Alles in allem ein gewaltiger Anblick.

Klar, Fototermin, Kiosksturm, denn Postkarten mußten ja auch noch geschrieben werden. Und dann ging es weiter. Da der Weg aber nun entlang einer sehr gut ausgebauten Straße, vergleichbar den deutschen Bundesstraßen, führte, suchten wir gegen Abend abseits besagter Straße in einem abgelegenen Waldstück einen Stellplatz für das WoMo. Beim diesmaligen Abendritual gab es dann den ersten Ausfall. Karin hatte wohl die Wirkung des mitgebrachten weißen Rums ein wenig unterschätzt. Jedenfalls ging es ihr nach kurzer Zeit nicht mehr so gut, und Nico mußte sie vorzeitig ins Bett bringen. So fand der Abend diesmal ein früheres Ende.

Der Kilometerzähler war um 243 Kilometer weitergewandert. Das war etwas unterhalb der selbst auferlegten Vorgabe, konnte aber sicher an einem der nachfolgenden Tage wieder ausgeglichen werden. Das Handy trocknete noch immer vor sich hin...




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© 28. Juli 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de