Norwegen 2002


Der fünfte Tag!



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Fotos 1
Der fünfte Tag begann etwas feucht, denn in der Nacht hatte es geregnet. Das tat dem Frühstück jedoch keinen Abbruch, wohl aber dem Fußboden unseres WoMos, denn jeder, der draußen war, brachte Dreck und Gras mit rein. Und hier bedauerten wir, daß wir kein Wischzeug mitgenommen hatten. So mußten wir mit einer Behelfsreinigung mittels Küchentüchern vorlieb nehmen. Nicht toll, aber es funktionierte.

Heute sollte Nico den ganzen Tag fahren, ich wollte Fotos machen, da wir jetzt in die absolut schöne Gegend von Fjordnorwegen kamen, wo die Berge höher und steiler, die Fjorde größer, breiter und tiefer und die Wasserfälle höher sind, als sonst irgendwo in Norwegen. Karin laborierte noch immer an der unterschätzten Wirkung des weißen Rums und beschloß, die Fahrt liegend fortzusetzen. Sie zog sich - verbotenerweise - in den Alkoven zurück, und ich mußte den Navigator machen.

Allerdings sollte das Fahren für Nico nicht sonderlich angenehm werden, da ich von meinem Vorhaben, möglichst viele Fotos zu machen, nicht lassen wollte. Ergo mußte er alle paar Kilometer anhalten, damit dieses möglich war. Da wir uns inzwischen auf Nebenstraßen begeben hatten, wurde es bei Gegenverkehr etwas enger auf der Straße. Bei einer Stelle mußte Nico so weit rechts rüberfahren, um ein entgegenkommendes Fahrzeug passieren zu lassen, daß er mit dem rechten Rücklicht an einem Begrenzungspfahl hängen blieb und dieses dadurch ein kleines Loch bekam. Es blieb aber funktionstüchtig.

Irgendwann schlug er vor, die Fotos doch aus dem Fahrzeug heraus zu machen. Leicht skeptisch wollte ich es auf einen Versuch ankommen lassen. Ein erstes Anvisieren ergab jedoch, daß die Kamera sehr wohl alle die gemeuchelten Fliegen aufnehmen würde, die inzwischen auf unserer Scheibe klebten. Da half nur eins, nämlich mit dem Objektiv möglichst nahe an die Scheibe heranzugehen. Es erschien möglich, wenn auch die Haltung auf dem Beifahrersitz während des Fotografierens jetzt etwas unbequem war.

Motive gab es ja genug, aber es taten sich neue Schwierigkeiten auf. Es war nicht so einfach, in der unbequemen Sitzposition die Kamera ruhig zu halten. Wann immer gerade kein Baum durch das Bild huschte, gab es eine Bodenwelle, die dafür sorgte, daß der überstehende Alkoven in das Bild geriet. Wenn dieser endlich wieder aus dem Bild war, war das Motiv auch schon wieder vorbei. Es gab aber auch Gelegenheiten, wo ein schönes Motiv war, bei dem weder Bäume noch Bodenwellen eine Aufnahme verhinderten - dort tat es dann ein entgegenkommendes Auto. Trotzdem gelangen auch ein paar brauchbare Aufnahmen.

Auf einem Hochplateau, wo man eine gute Sicht in ein Tal hatte, hielten wir für ein paar "ruhige" Fotos an. Nun muß man wissen, daß die norwegische Landwirtschaft in den Höhenlagen aus Schaf- und Ziegenzucht besteht. Die Weiden sind riesengroß, weil das Grasangebot relativ gering ist. Die Straßen führen mitten durch diese Weiden, in den Zäunen sind für die Straßen entsprechende Öffnungen gelassen worden. Um zu verhindern, daß die Tiere ihre Weide verlassen, verlaufen quer über die Straße mehrere Röhren. Diese Röhren heißen Ferist und sind sehr effektiv, weil die Tiere weder auf noch zwischen die Röhren treten können und mögen. Um eine Größenvorstellung von diesen Weiden zu haben: manchmal fuhr man über eine halbe Stunde bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h, bis man die Weide wieder verließ.

Auf besagtem Plateau liefen daher mehrere Schafe herum. Karin hatte sich von ihrem Alkoven gerollt und wollte ebenfalls Fotos machen. Sie war über die Schafe sehr entzückt und wollte eines anlocken, wohl um es zu streicheln. Nun verbringen diese Schafe aber ihr halbes Leben auf den Weiden, ohne daß sich großartig jemand um sie kümmert. Sie hatten jedenfalls einen strengen Geruch angenommen und kamen auch nicht allein, sondern brachten jede Menge Fliegen, die diesen Geruch wohl betörend fanden, mit. Nun hatte Karin aber keine Lust mehr auf Streicheln, was wiederum das Schaf weniger witzig fand. Es tat seinen Unmut dadurch kund, daß es ihr wohl klarmachen wollte, daß es jetzt als Entschädigung ein Leckerli erwartete. Wir vermuteten, daß viele Touristen dazu neigen, die Schafe zu füttern. Da Karin aber gar nichts außer ihrer Kamera dabei hatte, und den beschleunigten Schritt des Schafes als Angriff wertete, begegnete sie diesem durch Flucht. Laut schreiend rettete sie sich in das Wohnmobil; das Schaf bereitete sich auf eine Belagerung vor. Während wir anderen noch feixten, erschien ein weiteres Auto. Die Insassen dort fütterten tatsächlich die Schafe, was den Belagerer bewog, seine Belagerung aufzugeben und lieber ebenfalls an der Fütterung teilzunehmen. Karin nutzte die Gelegenheit, um doch noch ein paar Fotos zu machen und verließ das Wohnmobil. Das war aber ein Fehler. Das Schaf nahm erst wahr, daß das potentielle Opfer wieder draußen war, und nahm dann seine Verfolgung wieder auf. Karin wollte schnell in das WoMo zurück, jedoch unterschätzte sie die Gerissenheit des Tieres, das ihr diesmal den Weg abschnitt und sie so daran hinderte, wieder im WoMo zu verschwinden. Da es an uns anderen keinerlei Interesse hatte, stiegen wir wieder ins Fahrzeug, Karin umrundete das WoMo im Laufschritt, das Schaf auf ihren Fersen, und erreichte die Eingangstür knapp vor dem Schaf. Nach dieser Anstrengung beschloß sie, ihren Kater weiter zu pflegen.

Auf der weiteren Fahrt haben wir dann noch eine Stabkirche gesehen. Stabkirchen sind völlig aus Holz gebaut, sie stammen aus dem frühen Mittelalter (um 1200 n.Chr.), und es gibt nur noch sehr wenige davon. Jetzt gehört diejenige von Hopperstad, vor der wir standen, zu den Kleineren, dafür schien der Eintrittspreis jedoch auf Kathedralen abgestimmt gewesen zu sein. Wir verzichteten auf eine Besichtigung von innen und begnügten uns mit Außenaufnahmen.

Wir passierten auch den Jostedalsbreen. Der Jostedalsbreen ist der größte Gletscher des europäischen Festlandes, einen größeren Gletscher gibt es nur noch auf Island. Den Hauptgletscher kann man von unten nicht sehen, dafür müßte man ins Gebirge steigen. Er hat aber mehr als zehn Nebengletscher, die von ihm abgehen und die bis dicht an die Straßen heranreichen. Diese Nebenarme sind nicht minder beeindruckend. Besonders auffällig ist die blaue Färbung des Gletschereises, die man auch auf größere Entfernung noch wahrnehmen kann.

Sonst gab es keine Highlights, die Suche nach einem Stellplatz stellte sich als relativ schwierig dar, weil wir wieder auf einer Hauptstraße waren, von wo nur wenige Straßen abzweigten. Nach längerem Suchen fanden wir dann eine kleine Parkbucht direkt an einem See in der Nähe des kleinen Ortes Hjelle, allerdings auch direkt neben der Hauptstraße, die genau an dieser Stelle in einem Tunnel verschwand. Verkehrsmäßig hatten wir mehr Glück, als ich erwartete, weil nachts dort fast keine Autos fuhren. So hatten wir eine relativ ruhige Nacht, allerdings hatten wir auch unsere erste Begegnung mit den gefährlichsten Raubtieren Skandinaviens - den Mücken. Sie waren in Schwärmen vorhanden und warteten nur, daß einer von uns mal nach draußen mußte. Mir kam es so vor, als hätten sie an mir einen besonderen Narren gefressen...

Diesmal hatten wir 309 Kilometer geschafft. Das entsprach der erwarteten Tagesleistung. Wir waren immer noch die fehlenden Kilometer vom Vortage im Verzug. Das Display des Handys war immer noch voller Tropfen - von innen. Karin wurde ihrem Vorsatz vom Vortage, nie wieder Alkohol zu sich zu nehmen, untreu und erklärte, daß Bier kein Alkohol sei...




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© 28. Juli 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de