Norwegen 2002


Der sechste Tag!



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Fotos 1
Dieser Tag sollte uns bis kurz vor Trondheim bringen, und zwei weitere sehr bekannte Sehenswürdigkeiten präsentieren. Das Morgenritual lief bereits sehr routiniert ab, und so starteten wir schon gegen halb zehn. Nico und ich hatten uns geeinigt, abwechselnd zu fahren. Obwohl er da wohl noch von tageweisem Wechsel ausging, haben wir bald darauf ein System eingeführt, daß sich meiner Meinung nach schnell bewährt hat. Den einen Tag fuhr ich vormittags und er nachmittags, am folgenden Tag fuhr er vormittags und ich nachmittags und diesen Wechsel behielten wir für den Rest der Reise bei.

Der Weg führte nun über Nebenstrecken mitten in die Touristenhochburgen. Nach unzähligen Serpentinen, die uns in engen Kurven die Berge herunterführten und unsere Bremsen heißlaufen ließen, kamen wir an einen Aussichtspunkt, von wo man einen wunderschönen Blick in ein Tal hatte. Jenes Tal wird durch den Umstand aufgewertet, daß dort der Geirangerfjord endet. Der Geirangerfjord ist eigentlich ein Phänomen, denn er ist nicht besonders lang, nicht besonders tief, nicht besonders schön (allerdings auch nicht häßlich oder langweilig) und auch sein Wasser zeichnet sich nicht durch eine besondere Farbe aus. Er ist einfach nur da. Trotzdem fährt jedes gute Kreuzfahrtschiff auf Nordlandtour, das ein wenig auf sich hält, in diesen Fjord. Und so konnten wir von unserem Aussichtspunkt auch zwei Schiffe in Kreuzfahrerweiß bewundern, die am Ende des Fjordes vor Anker lagen und ihre Passagiere in kleinen Booten in die Ortschaft Geiranger an Land brachten.

Im Ort Geiranger selbst konnte man sehen, daß der Tourismus, so sanft er sonst in Norwegen auch betrieben wird, die Eigentümlichkeiten Norwegens durchaus nachhaltig schädigen kann. Es war absolut kein Unterschied zu touristischen Sehenswürdigkeiten beispielsweise in Deutschland festzustellen. Ähnlich wie an der Rheinpromenade in Rüdesheim reihte sich hier Souvenierbude an Souvenirbude, drängten sich Touristen in größeren Scharen von Bude zu Bude und standen große Busse auf jedem freien Plätzchen, das ein Parken auch nur ansatzweise ermöglichte.

Da es mir dort absolut nicht gefiel, hielten wir auch nicht an, sondern fuhren weiter auf der R 63 Richtung Norden. Die Straße ist hier durchzogen von ständigen Serpentinen, so daß ein schnelles Vorankommen eher utopisch war. Der Gipfel aller Gefühle, die man bei Serpentinen aber bekommen kann, lag noch vor uns. Bereits zum frühen Nachmittag erreichten wir den zweiten Höhepunkt des Tages - den Trollstigen. Dies ist eine Straße, die in die nahezu senkrecht aufragende Wand geschlagen wurde. Wie in Norwegen üblich, ist auch hier ein Aussichtspunkt eingerichtet worden, von wo man fast den gesamten Trollstigen überblicken konnte. Und wie für Touristen üblich, machten auch wir von dieser Stelle artig ein paar Fotos. Allerdings sah der Trollstigen von hier oben weder steil noch eng aus.

Wir nutzten den großen Parkplatz für unsere Mittagspause, und Nico übernahm das Steuer. Er kriegte sehr schnell zu spüren, daß es sehr wohl steil und eng war. Besonders, wenn uns ein WoMo entgegenkam. Manchmal war es so eng, daß die Außenspiegel eingeklappt werden mußten, den Höhepunkt der Abfahrt brachte jedoch ein Reisebus, der uns gleich hinter einer Kehre entgegenkam. Da er wegen des nachfolgenden Verkehrs nicht zurücksetzen konnte, mußten wir uns ganz langsam aneinander vorbeibewegen. Rechts war jetzt die steile Felswand, der wir uns auf wenige Zentimeter näherten, um dem Bus soviel Platz wie möglich zu verschaffen. Links, ebenfalls nur ganz wenige Zentimeter entfernt, ragte die hohe Wand des Busses auf, der auf seiner rechten Seite direkt den Abhang hatte. Ganz langsam versuchten jetzt beide Fahrzeuge, aneinander vorbeizukommen, ohne sich oder einander zu beschädigen, was nach etwa einer Minute, die uns unendlich lang erschien, glückte. Danach ging es etwas zügiger voran, die nachfolgenden Fahrzeuge waren alle kleiner und konnten uns mithin nicht mehr schrecken.

Dann erreichten wir "bekanntes Gebiet" und vor allem wieder Meeresnähe, was ein Angeln ermöglicht hätte, wenn ich denn Würmer gehabt hätte. Ich wußte noch von meinem dritten Norwegenaufenthalt, daß es bei Eidsvåg ein Watt gab, in dem man bei Ebbe nach Wattwürmern graben konnte. Einen Spaten hatte ich vorsorglich mitgenommen. Leider war gerade Flut, so daß ich mein Vorhaben wieder aufgeben mußte. Aber im kommenden Hauptort wußte ich ja noch, wo man Angelausrüstung bekommen konnte. Dort gab es vor drei Jahren auch Würmer zu kaufen. So legten wir in Sunndalsøra einen Zwischenstop ein, ich fragte nach den Würmern und erntete nur mitleidige Blicke, aber keinen einzigen Wurm. So setzten wir die Fahrt ohne die begehrten Köder fort.

Kurz hinter Orkanger und kurz vor Trondheim fanden wir einen kleinen Campingplatz, der uns zusagte, und so stellten wir unser WoMo dort für die Nacht unter. Wir befanden uns jetzt in der Gegend, die für ihre Lachsflüsse berühmt war, und so standen auch vor fast jedem Zelt, vor fast jedem Wohnwagen oder vor fast jeder Hütte Fliegenruten. Überhaupt war der gesamte Campingplatz auf Angler eingerichtet. Es gab Filetiertische und Gefriermöglichkeiten, und die Rezeption war so gut ausgerüstet wie ein Angelladen, leider ohne Würmer...

Unsere Tagesleistung betrug 372 Kilometer. Damit lagen wir wieder innerhalb der Vorgaben. Das Display des Handys war nur noch leicht beschlagen, Hoffnung machte sich breit...




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© 28. Juli 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de