Norwegenreise


Angelbericht Steinkjer!



Ganz fiebrig vor Aufregung, endlich die begehrten großen Fische, für die Norwegen berühmt ist, an Land zu ziehen, zog ich im Schutze des WoMos meinen Angelanzug an. Ich nahm meine neu erworbenen, fischversprechenden Wurmköder und ging gutgelaunt bis zur nahen Hafenpier, noch von den übrigen Norwegenreisen wissend, daß dort zwar nicht die ganz großen Fische gefangen werden können, aber immerhin Fische ganz ansehnlicher Größe. Also für eine Mahlzeit hätten ja zwei mittelgroße Dorsche schon gelangt.

Ich baute die Angeln auf. Aus Erfahrung entschied ich mich für ein Grundgeschirr. Ich öffnete die erste Dose mit Würmern, und alle waren tot. Die Freude schlug in blankes Entsetzen um. Ich hatte jedoch drei Dosen gekauft und in der zweiten, die ich öffnete, bewegten sich die Würmer. Diesen ging es noch gut. Das wollte ich aber ändern und so "knotete" ich zwei von ihnen auf meinen großen Haken, denn in Norwegen gilt noch immer die alte Fischerweisheit: "Großer Köder = großer Fisch!"

Ich warf die Rute aus, was trotz des Windes recht brauchbar gelang, spannte die Schnur und begann, die zweite Rute herzurichten. Da klingelte es bereits an der ersten Rute. Hoffnungsschwanger sprang ich ran, wartete auf das charakteristische Ruckeln, daß durch die Rute läuft, wenn der Fisch am anderen Ende den Köder nimmt und versucht, wegzuschwimmen. Diese Ruckeln blieb leider aus. Die Rute blieb "tot". Nach fünf Minuten ergebnislosen Wartens holte ich die Rute ein. Der Köder war angefressen, aber mehr auch nicht. Immerhin konnte ich dies als Beweis werten, daß Fische vorhanden waren. Also erneut Würmer aufgezogen und ausgeworfen. Auch die zweite Rute wurde jetzt entsprechend präpariert und das typische Warten begann.

Der Wind wurde stärker und drückte immer wieder auf die Schnüre, so daß diese des öfteren nachgespannt werden mußten. Oft ließ er auch heimtückisch die Glöckchen ertönen, so daß ich manches Mal freudig erregt nach der Ruten greifen wollte, um dann festzustellen, was wirklich passiert war. Die Vorfreude schlug schnell wieder in Enttäuschung um. Dann fuhr ein Auto mit heimischem Nummernschild vor. Es entstiegen vier junge Männer arabischer Herkunft mit einer Angel. Sie hatten einen Blinker montiert, schauten kurz, wie ich versuchte, die Fische zu locken und begannen dann zu blinkern. Sie hatten gute Laune und eine Flasche hochprozentigen Alkohol dabei. Je leerer die Flasche wurde, desto besser wurde die Laune, allerdings wuchs mit der Laune auch der Lärmpegel, den diese jungen Männer verursachten. Sie schmissen die Musikanlage ihres Autos an und spielten unter der in diesem Alter üblichen Lautstärke den norwegischen Chartbreaker vom Rosa Helikopter, den sie mehr laut und schlecht als recht mitsangen.

Ziemlich selbstsicher, daß sie mit dieser Methode die Fische zu mir, der ich ja schulbuchmäßig still an meinen Angeln ausharrte, treiben würden, mußte ich jedoch kurz darauf mit ansehen, wie sie einen ziemlich ansehnlichen Dorsch aus dem Wasser zogen. Der war schon nicht schlecht. Kurz darauf zogen sie noch einen weiteren Fisch, etwas kleiner als den ersten, aus dem Hafenbecken. Ihre Freude schlug in Euphorie, meine leichte Verstimmung wegen des ausbleibenden Erfolges in schlechte Laune um. Eine Kontrolle meiner Wurmköder ergab, daß die Fische deren Gesang wohl doch lieber als meine Würmer mochten. Also packte ich meine Sachen zusammen, wünschte ihnen noch viel Glück und zog mißmutig von dannen, um mich dem gewohnten Abendritual hinzugeben.

Meine arabischen Kollegen haben noch die halbe Nacht weitergefeierangelt. Manchmal waren sie bis zum WoMo zu hören. Mit der nötigen Bettschwere war das aber nicht wirklich ein Problem.




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© 05. August 2002 by Roland Oelke. email: webmaster@roely.de